Poliomyelitis (kurz Polio oder auch Kinderlähmung) ist eine leicht übertragbare Viruserkrankung. Eine Infektion mit Polioviren kann zu dauerhaften Lähmungen und zum Tod führen. Vor der Einführung von Impfungen waren die Wild-Polioviren weltweit verbreitet. Ein Kontakt mit den Viren erfolgte meist bereits im Kindesalter. So entstand der Name Kinderlähmung.
Es gibt sichere und zuverlässig wirksame Impfungen gegen die Erkrankung. In Deutschland werden seit 1998 ausschließlich inaktivierte Polio-Impfstoffe verwendet. In manchen Ländern werden noch abgeschwächte Lebendvirus-Impfstoffe (Schluckimpfung) eingesetzt. Nach der Schluckimpfung können die Impfviren mehrere Wochen lang von der geimpften Person im Stuhl ausgeschieden werden. Diese Impfviren verursachen normalerweise keine Erkrankung. Sie können sich jedoch genetisch verändern und dann die gleiche Erkrankung im Nervengewebe auslösen wie Wild-Polioviren. Man spricht dann von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren.
Heute gibt es Wild-Polioviren nur noch in Afghanistan und Pakistan. Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren werden weltweit immer wieder nachgewiesen.
Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden und durch Kontaktinfektion (Stuhl-Hand-Mund) verbreitet. Eine Übertragung kann erfolgen, wenn Viren über die Hände in den Mund gelangen.
Eine Ansteckung durch Husten und Niesen ist für kurze Zeit nach Beginn der Infektion möglich.
Mit Fäkalien verunreinigtes Trink- oder Badewasser kann eine Ansteckungsquelle sein. Abwasser spielt als Infektionsquelle für die Allgemeinbevölkerung in Deutschland generell keine Rolle.
In seltenen Fällen ist auch das zentrale Nervensystem betroffen:
Bei Erkrankungen, die ohne Lähmungserscheinungen verlaufen, vergehen zwischen Ansteckung und Beginn der Krankheitszeichen (Inkubationszeit) durchschnittlich 3 bis 6 Tage. Lähmungserscheinungen treten meist 7 bis 14 Tage nach der Ansteckung auf.
Infizierte Personen können andere anstecken, auch wenn sie keine Krankheitszeichen haben. Das Virus ist in Rachensekreten frühestens 36 Stunden nach einer Infektion nachweisbar und kann dort eine Woche vorhanden sein. Die Virusausscheidung im Stuhl beginnt nach 2 bis 3 Tagen und kann bis zu 6 Wochen andauern. In Einzelfällen, zum Beispiel bei Immunschwäche, können es sogar Monate und Jahre sein.
An Polio kann jede Person erkranken, die nicht oder nicht ausreichend durch Impfungen geschützt ist. Durch eine vollständige Impfung besteht ein Schutz vor Erkrankungen durch Wild-Polioviren sowie durch Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt einen vollständigen Impfschutz gegen Polio durch Impfungen mit einem inaktivierten Polio-Impfstoff (IPV):
Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie oder Angehörige einen vollständigen Impfschutz haben, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Da Polioviren mit dem Stuhl ausgeschieden und vorwiegend durch Kontaktinfektion übertragen werden, ist eine gute Händehygiene von zentraler Bedeutung. Gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Lebensmitteln und vor dem Essen reduzieren das Risiko einer Infektion erheblich.
Das örtliche Gesundheitsamt steht Ihnen für weitere Beratung zur Verfügung.
Weitere (Fach-)Informationen finden Sie im Internet auf den Seiten des Robert Koch-Institutes (www.rki.de/polio). Hier finden Sie auch die Empfehlungen der STIKO und der DTG e.V. zu Reiseimpfungen.
Weitere Informationen zum Infektionsschutz durch Impfen und Hygiene finden Sie auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.impfen-info.de/polio, www.infektionsschutz.de).